Dass die Regierungsparteien allen Grund haben, dass Thema aus dem Wahlkampf auszublenden vesteht sich. Es ist eben eine überaus blamable Entwicklung, die sich mit dem Rückgang der Artenvielfalt abbildet. Sie ist menschengemacht und zeigt: Klimaschutz ist mehr als Windkraft und E- Autos.
Aber warum thematisieren die Oppositionsparteien nicht das Thema Artensterben? Frau Beate Blahy aus Steinhöfel hat den Finger drauf. Sie schreibt in Ihrem Leserbrief an die MOZ: Vielen Dank für den Artikel „Das große Verschwinden“ im Wochenend-Journal vom 2./3. September 2017. Damit haben Sie sicher nicht nur mir aus dem Herzen gesprochen und auf etwas hingewiesen, was sich größtenteils unkommentiert in unserer Umgebung und Gegenwart abspielt: Artenschwund.
Es ist mir unbegreiflich, wie ein so essenzielles Thema, das unsere eigene Existenz unmittelbar berührt, mit keiner Silbe im gegenwärtigen Wahlkampf erwähnt werden kann. Keine der großen Parteien spricht von Naturschutz und Artensterben und wie dagegen vorgegangen werden soll. Vielleicht gerade deshalb, weil die Ursachen und Verursacher nur zu gut bekannt sind? Ich hätte dringend erwartet, dass die verfehlte EU-Agrarpolitik, die in unserm Land lobbyfreundlich umgesetzt wird, zum Wahlkampfthema gemacht wird – und dass Wege gesucht werden, wie wir das Artensterben beenden oder wenigstens aufhalten.
Sie haben ganz klar dargestellt, dass die Folgen in der Konsequenz unsere Ernährung, unser Wohlergehen äußerst nachteilig treffen werden. Norbert Bartel, BUND-Vorsitzender in Märkisch-Oderland, spricht für das Oderbruch. Ich kann das Gleiche für die Uckermark berichten. In bilderbuchschöner Landschaft, die auf dem Wege ist, den nachhaltigen, sogenannten sanften Tourismus als Einnahmequelle zu erschließen, verschwinden Vögel, Fledermäuse, Insekten, auch andere Artengruppen, durch den äußerst abträglichen Einfluss, den die konventionelle Landwirtschaft auf Boden, Luft, Wasser und Biotopqualität ausübt. Sie haben es ja alles genannt. Dass daneben weitere gravierende Negativ-Einflüsse zu nennen sind, wie die Millionen von Hauskatzen, aber auch die verdrahtete Landschaft, die Tausende Vögel ebenso wie die immer dichter aufragenden Windräder töten, kommt hinzu.
Die Verursacher sind also seit vielen Jahren bekannt. Die „Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt“, herausgegeben im November 2007 mit dem Ziel, bis 2015 den Artenschwund zu stoppen, ist längst überholt, die Zielmarke weiter nach hinten geschoben. Warum geschieht nichts? Die Frage ist natürlich naiv, denn die Antwort liegt auf der Hand. Mächtige Lobbygruppen sorgen dafür, dass weiter Pestizide und Kunstdünger in riesigen Mengen auf das Land niedergehen, dass Antibiotika in Tonnen an viel zu intensiv gehaltene Haustiere verfüttert werden, es geht um großes Geschäft. Aber ich erwarte von den verantwortlichen Politikern, diese Entwicklungen nicht nur bedauernd beim Namen zu nennen – wenn überhaupt – sondern konsequent zu handeln. Peter Berthold, Wissenschaftler, Ornithologe, weist eine mögliche Richtung: den Ökolandbau zu fördern, um die Schadstoffeinträge endlich zu stoppen, und gleichzeitig wieder Flächen stillzulegen, der Natur zurück zu geben.
Früher wurde Unland genannt, was Arche seltener Arten war, gegenwärtig wird jeder Zipfel beackert – aus allem lässt sich viel Geld holen. Landwirte, die im Gegensatz dazu bereit sind, als Landschaftspfleger zu wirken, sollen dafür entsprechend honoriert werden, dort muss die Subvention hinfließen, denn sie erweisen dem Land, unserer Gesellschaft, einen hochwertvollen Dienst. Unsere Landwirtschaft muss extensiviert werden, schnell!
Diejenigen aber, deren Produktionsweise für verarmte Flora und Fauna verantwortlich ist, für Uran im Grundwasser, für hohe Stickstoffbelastung der Trinkwasser liefernden Gewässer, ob nun Grund- oder Oberflächenwasser, müssen dafür endlich zur Verantwortung gezogen werden, und nicht noch zusätzlich mit Geldern aus unser aller Taschen belohnt. Eine so paradoxe Praxis leuchtet niemandem ein! Außer den Lobbyisten und den Subventionsempfängern natürlich.
Bis heute sind aber auch die Behörden vor Ort, also untere Naturschutzbehörden und Landwirtschaftsämter, eher auf der Seite der Schadensverursacher, denn auf der Seite der BürgerInnen, die die unheilvolle Entwicklung beim Namen nennen. Sie kehren entsprechende Anzeigen, z.B. von der illegalen Einleitung von Gülle in ein unter europäischem Schutz stehendes FFH-Gebiet, unter den Teppich. Die zuständigen Ämter genehmigen Intensiv-Tierfabriken in sensiblen Biotopen, deren Abluftfracht, Exkremente und weitere Folgen der Landschaft zugemutet werden und schwere Schäden anrichten.
Protestierende und Bürgerinitiativen, die mit viel privatem Geld und schlüssiger Argumentation dagegen auftreten, werden ignoriert, beiseite geschoben, lächerlich gemacht. Nochmals danke ich Ihnen für den sehr sachlichen Bericht und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen,
Beate Blahy