… Unternehmer der Windenergie protestiert in offenem Brief. Geht es hier um Wahlkampftaktik? Wir wissen es nicht, aber wir schreiben dem Unternehmer- Herrn Ehrenhofer- einen offenen Brief auf seinen offenen Brief:
Sehr geehrter Herr Ehrenhofer, ich habe Ihren offenen Brief an Herrn Koeppen gelesen und möchte Sie bitten, die Erkenntnisprozesse des Herrn Koeppen- so sie denn mehr sind als ein Wahlkampfmanöver- nicht zu behindern. Sie haben sehr Recht, wenn Sie darauf hinweisen, dass er viele Jahre Ausbau der Windkraft verantwortet, sein Sinneswandel also überraschend ist.
Sie haben auch Recht, dass bei Durchsetzung der sog. 10-H-Regel der weitere Ausbau der Windenergie verunmöglicht würde. Es ist verständlich aus Ihrer Sicht, dass Sie dazu kritisch Stellung nehmen. Das, was Sie über sogenannte erneuerbare Energie glauben, lässt Sie die Dinge tun, mit denen Sie Ihr Einkommen erzielen. Ich glaube nicht, dass Sie das Richtige tun. Ich glaube nicht, dass Sie mit der Errichtung von Windkraftanlagen an einer energetisch nachhaltigen Zukunft arbeiten und in Verantwortung für künftige Generationen handeln. Ich halte die Windenergie nicht für umweltfreundlich, nicht für innovativ und auch nicht für sozial. Vielleicht ist der Wind- wie Sie in Ihrer Firmenphilosophie behaupten- umsonst, aber glauben Sie mir bitte, ich trage bereits in substanzieller Weise zur Klimawende bei. Meine Kinder werden es mir danken, wenn ich mich gegen den Wahnsinn wende, der sich mit dem weiteren Ausbau verknüpft.
Sie sind sehr herzlich eingeladen, sich einen Eindruck von den Sichtachsen zu machen, die sich rund um mein Grundstück anbieten. Ich blicke aktuell auf 28 Windräder in Osten, Süden und Westen, die höchsten fast 230 Meter hoch, das nächstgelegene und Tag und Nacht laute Windrad ist 800 Meter von meinem Haus entfernt. Weitere Windräder sind im Nordwesten angedroht. Was hat das mit dezentralen Energie- Lösungen zu tun? Welche Lebensqualität muss Brandenburg noch einbüßen, damit Ihre Branche Ruhe gibt? Wieso fallen Sie über Politiker her, die auch nur andeutungsweise zur Mäßigung raten?
Ich würde es begrüßen, wenn endlich Schluss wäre. Ich bin nicht scharf darauf, dass Brandenburg an seiner Vorreiterrolle die uns von Rot/Rot eingebrockt wurde, festhält. Während Sie in Sektlaune sind, weil Sie neue Anlagen vor Gericht durchsetzen, bin ich in Sorge um die Gesundheit meiner Familie und meine Umwelt. Halten Sie das für gerecht?
Ihre Argumentation, dass die Windkraft für Arbeitsplätze sorgt, verfängt nicht. In der Tatsache, dass in einer Technologie Menschen Arbeit finden besteht schon lange keine Legitimation mehr, diese Technologie weiter zu betreiben. Das gilt für Windkraft genauso wie für Atomenergie und Braunkohle. Heute muss in Deutschland kein Mensch mehr in Sorge um Arbeit sein. Ganz Brandenburg ist von eklatantem Menschen- und Fachkraftmangel betroffen, die Windkraft verschärft die Landflucht, verödet und verindustriealisiert die Gegend und verstärkt das Artensterben.
Das alles wollen Sie Ihren Kindern als Segen verkaufen? Obwohl noch nicht ein zaghafter positiver Effekt in der Klimabilanz zu belegen ist? Dafür Lasten der Allgemeinheit um die privatwirtschaftlichen Gewinne zu subventionieren? So ist das mit dem Glauben. Er entzieht sich sachlicher Argumentation. Und Sie glauben offensichtlich, Sie können zu Lasten Anderer mit der Idee von Windrädern weitere Jahre wirtschaften. Vielleicht haben Sie Recht.
Ich hoffe das nicht.
Katrin Stoll-Hellert