Offener Brief der Bürgerinitiative Carzig an Wolfgang Rump, LEiter der Regionalen Planungsgemeinschaft Oderland – Spree

Sehr geehrter Herr Rump,

die erste Energiekonferenz der Region am 04.11.17 in Rehfelde stand unter dem Slogan „Akzeptanz und kommunale Wertschäpfung“. Ein mutiges Motto, mutiger jedenfalls als Sie als Veranstalter.

Denn während die MOZ- Pressemeldung am 15.11.17 von mehr als 70 Kommunalpolitikern, Firmenvertretern und Experten sprach, die sich mit rechtlichen und finanziellen Aspekten der Windenergie befassten, wurden Betroffene nicht nur nicht ein- , sondern explizit ausgeladen. So geschehen mit den Akteuren der BI Gegenwind Mittelheide. Da lässt es sich dann vermutlich leichter schwadronieren, wie wichtig die Akzeptanz von Windrädern ist. Und wie man das erreicht. Wahrscheinlich haben wieder alle betont, dass die Bürger „mitgenommen werden“ müssen, dass sie „das Gefühl haben müssen, rechtzeitig informiert zu sein“ und „Aufklärung brauchen“. Belegt ist dank MOZ jedenfalls, dass Sie, Herr Rump, vorschlagen, eine Servicestelle Erneuerbare Energien für Bürger einzurichten. Dafür wollen Sie bei der Landesregierung hinwirken. Das ist lächerlich. Hören Sie auf, solche Nebelkerzen zu zünden. Sie haben die Pflicht, die Bürger zu beteiligen, sie anzuhören und ihre Stellungnahmen, Einwände und Vorträge zu beachten. 1600 solcher Rückmeldungen haben Sie im Beteiligungsverfahren bekommen und Sie tun noch immer so, als wären sie Marginalien und machen Expertentagungen, in denen Sie unter Ausschluss missliebiger Positionen über PR-Strategien zur Generierung von „mehr Akzeptanz“ beraten.

Auch Bürger sind in Sachen Windenergie bewandert, sie haben Betroffenenexpertise. Sie könnten ihnen zuhören und sie fragen: Wie geht es Menschen, die in der Nähe von Windrädern wohnen? Wann und wie oft werden sie von Geräuschen und optischen Behelligungen belästigt? Wer nimmt Ihre Beschreibungen ernst genug, um Ihnen zu helfen, wenn der Krach selbst bei geschlossenen Fenstern Erwachsenen wie Kindern den Nachtschlaf raubt? Wer nimmt die Aussagen über die möglichen Schädigungen von Infraschall ernst und schätzt Gesundheit, Landschaft und Natur? Wer fragt nach dem Nutzen der Windräder für das Klima?

Solange solchen Fragen stets nur ausgewichen wird, die Fragesteller lächerlich gemacht oder anderweitig diskreditiert werden, solange Politik und Wirtschaft in geschlossenen Zirkeln ungestört über die Köpfe der Menschen hinweg privatgewerbliche Interessenlagen verfolgen können, wird sich der Widerstand gegenüber Windenergie wohl eher verstärken. Und das ist auch gut so.

 

Dipl. Psych. Stefan Hellert

Sprecher der Bürgerinitiative Carzig

 

 

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