MOZ vom 12.9.2018, hier „32 neue Windräder im Odervorland“ und MOZ vom 19.9.2018, hier „Kampf gegen Windmühlen“
Timo Lücke gebührt höchster Respekt und Dank für sein Engagement. Genauso wie den vielen anderen Gemeindevertretungen, welche den weiteren Ausbau der Windkraft ablehnen, weil sie sich sachlich und ohne ideologische Scheuklappen informiert haben. Über die Chancen der Windenergienutzung, aber auch über deren Belastungen für Natur und Mensch. Dazu gehört auch der ganz nüchterne Fakt, dass die Abstände zw. Anlagen und Wohngebieten in den letzten Jahren zwar nominell vergrößert wurden, um der Kritik über Lärmbelastungen gerecht zu werden.
Faktisch aber wurden die Abstände angesichts der wachsenden Höhe der Anlagen kleiner. Wenn man früher bei 70 Metern Höhe einen Abstand von 500 Metern einhielt, war das das 7,14 fache der Anlagenhöhe. Schon die nächste Generation mit 140 Metern Anlagenhöhe hat diesen Wert zu Lasten der Nachbarschaft verschlechtert. Nämlich bei einer Entfernung von 600-800 Metern auf das 5,71 fache. Inzwischen werden für Anlagen i.H.v. 240 Metern Höhe nur noch Abstände von 1000 Metern, also das 4,1 fache für nötig gehalten. Wollte man die Bedingunge n für Menschen in der Nachbarschaft solcher Wind“parks“ verbessern, müsste der Abstand größer sein als das Produkt von 240 Metern mal 7,14.
Das heißt, der Abstand müsste größer sein als 1713 Meter. Nicht umsonst hat man in Bayern Empfehlungen aus Studien aufgegriffen und die 10- fache Höhe als Minimum postuliert. Aber in Brandenburg wird den Unternehmen tatsächlich erlaubt, auf Kosten von Mensch und Natur ihre privaten Gewinne zu erwirtschaften. Da hat der Sprecher von UKS wahr gesprochen, Politik und Verwaltung geben ihnen das Recht. Immer mit dem Verweis darauf, dass Windkraft ja privilegiert ist.
Auch ablehnende Stellungnahmen ganzer Gemeindevertretungen werden dabei rigoros übergangen. Und die Berichterstattung der MOZ? Fällt nicht auf, was am heimatlichen Himmel für alle sichtbar passiert? Unkritisch wird über 32 neue Windräder berichtet mit Fotos, die belegen, dass hier jedes Augenmaß fehlt.
Warum gibt es Bundesländer, in denen sowas nicht passiert?
Warum schützt uns die brandenburgische Landespolitik nicht vor solchen augenscheinlichen Entgleisungen?
Und warum kann sich die MOZ nicht aufraffen zu hinterfragen: welche Probleme des Klimawandels und der Energieversorgung sind durch Windkraft lösbar?
Und welche entstehen durch sie?
Solche Fragen sind nicht unwichtig, wenn es darum geht, die Akzeptanz gegenüber Windenergie zu erhöhen. Bis sie geklärt sind, muss Politik die Schutzgüter von Mensch und Natur besser akzeptieren. Wenn es Ministerpräsident Dr. Woidtke ernst meint mit seinem Moratoriums- Vorschlag im Bundesrat, sollte er es in Brandenburg durchziehen: Keine weiteren Windräder. Weil Brandenburg der Windenergie bereits in substanzieller Weise Raum gegeben hat. Und genug ist genug.
K.Stoll-Hellert