Am 16.02.2018 hatte GASCADE eingeladen, um ihre Verdichterstation kennenzulernen. Und eine kleine Delegation von CarzigerInnen kam bei einer Begehung der Anlage in den Genuß ausführlicher Erläuterungen.
Für uns war das eine gute Gelegenheit, mit den anwesenden Unternehmensvertretern ins Gespräch zu kommen und hier waren es zwei Aspekte, die besprochen werden mussten:
– die überall in Carzig zu vernehmenden Lärmbelästigungen durch Gascade im Normalbetrieb,
– die Sorge vor Havarien, wie sie erst kürzlich in Österreich einen Toten und mehrere Verletzte gefordert hatten.
Soviel vorweg: Es war eine von beiden Seiten gut vorbereitete Zusammenkunft. GASCADE erfüllt den von der Bundesregierung ausgereichten Versorgungsauftrag sehr sorgfältig und mit hohem, auch persönlichem Engagement. Mit Herrn Dipl. Ing. Bernd Vogel (Leiter Bau und Betrieb), Herrn Dipl. Ing. Thomas Uhlenbrok (Leiter Betriebsbereich Ost) und Herrn George Wüstner (Unternehmenskommunikation) gaben ganze drei Mitarbeiter des Managements auf jede auch noch so detaillierte Anfrage der CarzigerInnen ausführlich Antwort.
Und auch wir Gäste hatten uns vorbereitet. Wir wußten schon, dass die Mallnower Station in unserer Nachbarschaft mehrere Alleinstellungsmerkmale unter den neun von Gascade betriebenen Anlagen in Deutschland hat. Hier werden an der Grenze zu Polen tatsächlich die größten Mengen je Stunde verdichtet, hier steht deshalb die einzige Dampfturbine.
Außerdem arbeitet die Anlage 24 Stunden pro Tag und das über alle 365 Tage im Jahr, was auch nicht in allen Stationen der Fall ist.
Und das ist ja auch das Problem für uns Nachbarn. Es gibt keine Pause in der Belastung mit hochfrequentem, durchdringendem Pfeifton. Gleichwohl er unterhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Höchstwerte von 60 dB bei Tag bzw. 45 dB bei Nacht liegt, enthält er bei Ost-, bis Südwind und bei wenig Wind erhebliches Störpotential für Leute, die nicht 24 Stunden an 365 Tagen in der Woche arbeiten;-).
Die Carziger Delegation sprach hier für alle Nachbarn, darunter neben Kindern und Rentnern natürlich für die Laborassistentin genauso wie für den IT-Spezialisten, den Unternehmern in Autobranche und Lebensmittelswirtschaft, genauso wie für die Verwaltungsangestellte, den Brunnenbauer, den Beamten, den Psychotherapeuten… Das wiederum stieß bei GASCADE auf Verständnis. Sie nahmen die Bitte um lärmmindernde Massnahmen sehr aufmerksam entgegen. Womöglich lassen sich diese Maßnahmen verbinden mit sicherheitstechnischen Maßnahmen, wie es ein Wall in Richtung Carzig sein könnte. Denn soweit war man sich einig: Es wird alles Menschen mögliche getan, um Havarien vorzubeugen, aber 100%ige Sicherheit kann es nicht geben.
Auch von der Politik blieb unser Besuch nicht unbeobachtet: Thomas Nord, Bundestagsmitglied der Linken, hatte unserer Bitte um Unterstützung entsprochen und seinen Mitarbeiter Jan Augustyniak delegiert, um die Kontaktaufnahme zwischen BürgerInnen und Industrie zu flankieren. Augustyniak unterstützte die Anliegen der Carziger, hatte er sich doch in den letzten Wochen mehrmals an verschiedenen Orten und Wetterlagen einen Eindruck von den Lärmbelastungen gemacht. Er äußerte gegenüber den Vertretern von GASCADE klar die Erwartung, dass man insbesondere mit dem Thema der Geräuschreduzierung innerhalb der kommenden drei Monate vorankommen solle.
Die BI Carzig bedankte sich zum Abschluss der Gespräche bei den Mitarbeitern von GASCADE für die Gastfreundschaft, die offenen Gespräche und die interessanten Informationen. Es war uns ja schon immer klar, dass solche Anlagen unabweisbar notwendig sind. Aber wir haben gemerkt, es gibt wirklichen Anlass, auf diese besondere Anlage in der Nachbarschaft stolz zu sein.
Wir hoffen, dass der Besuch ein Auftakt war für ernsthafte Planmugen zur Schalldämmung. Und wie es sich in guter Nachbarschaft gehört, haben wir eine Gegeneinladung ausgeprochen. Denn wie heißt es so schön: Wenn Du das Gegenüber verstehen willst, solltest Du die Welt auch mal aus seiner Perspektive betrachten.